Klettersteige wurden in den letzten Jahren immer beliebter und dieser Trend nimmt auch weiterhin zu. Viele Klettersteige sind sehr gut für Einsteiger geeignet, einfach und schnell zu erreichen. Sie bringen die Begeher manchmal auf Pfade, die sonst nur eingefleischten Bergsteigern mit viel alpiner Erfahrung vorenthalten sind. Die Grundausstattung der Ausrüstung, um die ersten Klettersteige erfolgreich zu meistern, ist verhältnismäßig überschaubar und nicht allzu teuer.
Was du für einen erfolgreichen Tag am Klettersteig braucht, was es beim Kauf zu beachten gibt und welche Tipps sonst noch nützlich sind erfährst du hier.
Grundlagen Klettersteig
Ein Klettersteig ist eine mit einem dicken Stahlseil gesicherte Tour, die meist durch abschüssiges und ausgesetztes Gelände führt. An diesem Stahlseil sichert sich der Kletterer mithilfe eines Klettersteigsets welches am Klettergurt befestigt wird. Ein Klettersteigset enthält ein System zur Dämpfung eines Sturzes, falls doch mal ein Fehler passiert.
Beim Begehen von Klettersteigen gilt das Prinzip des ständigen Gesichert-Seins. Dies wird durch den redundanten Aufbau des Klettersteigsets erreicht. Dieses besteht unter anderem aus zwei Karabinern, von denen mindestens einer immer im Stahlseil eingehängt sein muss.
Wird nun bei der Begehung einer der Befestigungspunkte des Stahlseils erreicht, so wird erst nur ein Karabiner vor diesem Fixpunkt ausgehängt und direkt nach dem Fixpunkt wieder eingehängt. Im Anschluss macht man das gleiche mit dem zweiten Karabiner. Durch diese Art der Handhabung ist der Klettersteigbegeher immer über mindestens einen Karabiner mit dem Stahlseil verbunden und somit jederzeit gesichert.
Stürze sollten aber trotz Klettersteigset absolut vermieden werden, da es sich nur um eine Notfallsicherung handelt. Gerade im felsigen Gelände muss mit teils schweren Verletzungen gerechnet werden, wenn leichtsinnig gehandelt wird.
Arten von Klettersteigen
Bevor wir gleich zur Checkliste mit der notwendigen Ausrüstung für Klettersteige kommen, möchte ich hier noch kurz erklären, welche Arten von Klettersteigen es gibt. Der Deutsche Alpenverein unterteilt in drei Gruppen:
Versicherte Steige
Das sind noch keine “vollwertigen” Klettersteige, weil sie kein durchgehendes Stahlseil zur Sicherung aufweisen. Stattdessen werden nur vereinzelt schwierige und ausgesetzte Stellen abgesichert. Eine Begehung findet meist ohne Klettersteigset statt. Prominentes Beispiel eines versicherten Steigs: Die Watzmann-Überschreitung.
Klassische Klettersteige
Diese sind durchgehend abgesichert, der Einsatz eines Klettersteigsets ist notwendig. Meist geht es in weniger steilem, aber felsigem Gelände dahin. Vereinzelte steile Stellen werden oft mithilfe von fest installierten Leitern überwunden.
Sportklettersteige
Hierbei handelt es sich um Klettersteige im sehr steilem, manchmal auch überhängendem Gelände für die absoluten Profis. Sowohl Kondition als auch Kraft und Klettererfahrung müssen vorhanden sein, um diese besonders schwierigen Klettersteige erfolgreich meistern zu können. Absolut nichts für Einsteiger!
Ausrüstungscheckliste
Als wichtigste Regel gilt: Sicherheit hat die oberste Priorität!
Klettersteige sind meist gut abgesichert, das Klettersteigset ist aber immer nur eine Notfallsicherung die vor einem Totalabsturz schützt. Bedeutet: Ein Sturz sollte unter allen Umständen vermieden werden, da sonst mit Verletzungen zu rechnen ist.
Ebenfalls wichtig ist die richtige, aktuelle Ausrüstung. Wer altes oder beschädigtes Material einsetzt, riskiert unnötigerweise sein Leben, nur um ein paar Euro für die Neuanschaffung zu sparen. Bitte kontrolliere vor jeder Klettersteigbegehung dein Material auf Schwächen durch Abnutzung (z.B. Brandspuren) oder Alterung und sortiere kompromisslos aus! Material das älter als 10 Jahre ist sollte nicht mehr zum Einsatz kommen. Bei Seil-, Schnur- und Schlingenmaterial können bereits mehr als 5 Jahre kritisch sein. Außerdem sind die jeweiligen Herstellerangaben zu beachten und einzuhalten.
Weniger ist oft mehr
Auch wenn die nachfolgende Liste aus Gründen der Vollständigkeit recht lang ist, brauchst du für einen Klettersteig verhältnismäßig wenig Material und auch nicht immer alles (Wetter- und Tourenabhängig). Nimm immer so wenig wie möglich, aber so viel wie nötig mit, dann hast du auch weniger zu schleppen und eine weitaus entspanntere Tour.
Auf sicherheitsrelevante Ausrüstung zu verzichten, weil dadurch Gewicht gespart werden kann ist natürlich eine ziemlich dumme Idee! Es sollte zwar wenig mitgenommen werden, aber bitte vergiss nicht, dass auch für den Ernstfall (z.B. Sturz ins Klettersteigset, Schnittverletzung, plötzliche Wetterveränderung) vorgesorgt werden muss. Auch für diese Momente muss das notwendige Material im Rucksack sein.
Und noch eine Anmerkung: Wichtig ist nicht nur die richtige Ausrüstung, sondern auch das Wissen, wie diese richtig eingesetzt werden muss und kann. Der routinierte Umgang mit der Ausstattung spielt gerade im Ernstfall eine wichtige Rolle. Entsprechende Kurse bei Klettersportvereinen oder Bergführern helfen.
Minimale Klettersteigausrüstung / Grundausstattung
Klettergurt In der Regel genügt ein Hüftgurt | ||
Klettersteigset | ||
Kletterhelm / Steinschlaghelm | ||
Bandschlinge (60cm) | ||
HMS- / Schraubkarabiner | ||
Klettersteighandschuhe |
Die Grundlage jeder Klettersteigausrüstung ist der Klettergurt. Es empfiehlt sich, einen aktuellen, gut sitzenden Hüftgurt zu nutzen. Dabei ist es wichtig, dass der Gurt auf deine Proportionen angepasst werden kann und nicht zu eng sitzt. Denn wenn am Klettersteig für mehrere Stunden die Blutzufuhr deiner Beine durch zu kleine Beinschlaufen abgedrückt wird, ist das kein angenehmer Spaß!
Ein zusätzlicher Brustgurt ist in der Regel nicht notwendig, macht aber bei einem hohen Körperschwerpunkt (das ist bei starkem Übergewicht, aber auch bei Kindern der Fall) trotzdem Sinn, um eine Drehung über Kopf bei einem Sturz zu vermeiden.
Kombigurte, die Hüft- und Brustgurt vereinen, sind im Sportkletter- und Klettersteigbereich heute nur mehr eine Randerscheinung. Das hängt unter anderem damit zusammen, dass sie in Verbindung mit einem Rucksack unangenehm drücken, weil Schnallen und Bänder im Weg sind. Für Kinder vielleicht sinnvoll, für Erwachsene eher nicht.
Am Klettergurt wird das Klettersteigset befestigt. Moderne Klettersteigsets bestehen aus zwei großen Karabinern, welche über elastische Verbindungen mit einem sogenannten Bandfalldämpfer verbunden sind. Dieser bremst bei einem Sturz den Fall ab. Das ist notwendig, da die einwirkenden Kräfte so groß werden, dass eine Sicherung ohne Dämpfung zu starken Verletzungen des Kletteres führen würde. Außerdem besteht die Gefahr, dass bei einem ungedämpften Sturz die Sicherung reißt und der Kletterer gleich komplett abstürzt.
Der Bandfalldämpfer ist ein kleines Päckchen am Klettersteigset in dessen Innern sich eine vernähte Schlinge befindet. Diese Naht reißt bei der großen Belastung durch einen Sturz auf und sorgt somit für die Dämpfung. Ein einmal ausgelöster Bandfalldämpfer ist unwiderruflich zerstört, das Klettersteigset muss ausgetauscht werden.
Kletterhelme sehen zwar oft ein wenig doof aus, sind aber ein unverzichtbarer Teil der Ausrüstung. Im felsigen, alpinen Gelände ist nahezu immer mit Steinschlag zu rechnen, auch wenn das auf den ersten Blick nicht so wirken mag. So sind auf beliebten Klettersteigen losgetretene Steine, aber auch fallende Smartphones und Kameras eine ständig lauernde Gefahr.
Am wichtigsten ist bei Kletterhelmen ein guter, angenehmer Sitz durch die richtige Passform sowie eine ausreichende Belüftung. Es ist wichtig hier verschiedene Modelle durchzuprobieren, um für die eigenen Kopfform das richtige zu finden.
Steinschlaghelme gibt es heute in zwei Ausführungen: Ganz klassisch aus hartem Kunststoff und seit einigen Jahren auch aus sehr leichtem und trotzdem widerstandsfähigem Schaumstoff. Welche Art von Helm die richtige ist muss jeder selbst entscheiden, Kunststoffhelme sind in der Regel ein wenig stabiler - aber eben auch etwas schwerer.
Wer an steileren Stücken des Klettersteigs mal ein Päuschen einlegen möchte, um die Arme auszuschütteln und die Hände zu entspannen, kann sich leider nicht einfach in den Gurt setzen. Im schlimmsten Fall würde nämlich das Klettersteigset auslösen und wäre somit kaputt. Stattdessen empfiehlt sich die Mitnahme einer kurzen Bandschlinge in Verbindung mit einem HMS- oder Schraubkarabiner. Die Bandschlinge wird mithilfe eines Ankerstichs am Anseilpunkt des Klettergurts befestigt (dort wo auch das Klettersteigset hängt), den Karabiner klinkt man in die Bandschlinge. Mit dieser Selbstsicherung kann man sich nun am Stahlseil befestigen und pausieren. Wichtig: Vor dem Weitergehen die Bandschlinge wieder aus dem Stahlseil nehmen! Die Bandschlinge darf nicht als Sicherungsersatz für ein Klettersteigset verwendet werden!
Nicht sicherheitsrelevant, aber trotzdem Teil der von mir empfohlenen Minimalausstattung sind Klettersteighandschuhe. Sie sind meist aus widerstandsfähigem Leder gefertigt und an den Handflächen extra gepolstert. Wer sich mehrere Stunden lang am Stahlseil entlanghangelt oder sich an teils scharfen Felskanten festhalten muss, wird dankbar für dieses Hilfsmittel sein. Ausgemusterte Fahrradhandschuhe kann man verwenden, Arbeitshandschuhe nicht. Diese sind meist viel zu groß, wodurch man keinerlei Gefühl mehr für die eigentliche Kletterei hat.
Noch ein kleiner Tipp am Rande: Viel des hier aufgeführten Materials kann in der Regel bei der örtlichen Sektion des Deutschen Alpenvereins oder in einem Sportgeschäft für ein paar Euro am Tag ausgeliehen werden.
Bekleidung
Die Kleidung muss natürlich je nach Wetter gewählt werden, allerdings sind passende Bergstiefel in Verbindung mit guten Socken und schnell trocknender, atmungsaktiver Funktionsunterwäsche nie verkehrt. Und auch eine Regenjacke/Hardshell sollte immer mit dabei sein, falls das Wetter am Klettersteig unerwartet umschlägt.
Bei Bergstiefeln für Klettersteige gilt: Stabil aber nicht zu schwer.
Wer bereits Schuhe hat, kann diese meist problemlos verwenden. Erfahrenere Klettersteiggeher setzen aber immer mehr auf sogenannte Approach-Schuhe. Diese werden auch Zustiegsschuhe genannt und sind ein fester Halbschuh, der einen sicheren, rutschfesten Halt in steinigem Gelände bietet.
Ich empfehle, einfach die vorhandenen Bergschuhe am Klettersteig auszuprobieren, wenn das klappt muss nicht neu gekauft werden.
Das sollte auch noch mit
Wer eine reine Tagestour unternimmt wird in der Regel mit einem Rucksack zwischen 20 und 25 Litern Fassungsvermögen gut auskommen.
Für Mehrtages- und Wochenendtouren muss mehr eingepackt werden, um die 40 Liter sind ideal.
Der Rucksack selbst sollte natürlich so leicht wie möglich sein, immerhin muss er den kompletten Klettersteig über getragen werden.
Eine ausreichende Stabilität ist auch notwendig, damit nicht beim ersten Felskontakt gleich ein Loch entsteht.
Als Brotzeit und kleine Snacks empfehle ich Müsliriegel, belegtes Vollkornbrot, Nüsse und Trockenfrüchte. Alles sollte möglichst leicht verdaulich sein und ausreichend Versorgung mit Kohlehydraten, Vitaminen und Mineralien sicherstellen. Entgegen der aktuellen Fitness- und “Auf-keinen-Fall-Zucker”-Trends, empfehle ich übrigens den Kauf von Müsliriegeln MIT Zucker, da nur diese dem Körper schnell die gewünschte Energie liefern können!
Wer nicht gerne blankes Wasser trinkt kann auch gesüßten Tee, mit Brausetabletten angereichertes Wasser oder Apfelschorle mitnehmen. Wichtig ist auch hier ausreichender Nachschub mit Mineralien, vor allen Calzium und Magnesium.
Elektronik und Orientierung
Handy / Smartphone | ||
Powerbank | ||
Kamera | ||
Stirnlampe | ||
Ersatzbatterien | ||
GPS-Gerät | ||
Tourenbeschreibung | ||
Karte | ||
Gebietsführer | ||
Kompass | ||
Höhenmesser |
Was an Elektronik alles mitgenommen werden soll, muss jeder Klettersteigbegeher selbst entscheiden, ich rate aber dringend zur Mitnahme eines Mobiltelefons, um im Notfall schnell Hilfe holen zu können.
Außerdem empfehle ich eine Stirnlampe, denn sie ist klein, leicht und fällt im Rucksack gar nicht auf. Und wer dann mal falsch plant und plötzlich doch im Dunkeln steht, wird dank Stirnlampe zumindest nicht völlig handlungsunfähig.
Zusätzlich sollte man sich nicht komplett auf elektronische Geräte zur Navigation verlassen, denn Akkus werden, vor allem bei langen Zustiegen, irgendwann leer. Gebietskarten (z.B. vom Alpenverein) kosten meist nur wenige Euro und funktionieren immer. Ideale Auflösung der Karte: 1:25.000 oder 1:50.000.
Bei Übernachtung auf einer Hütte
Viele Klettersteige in den Alpen sind nicht direkt zu erreichen, sondern nur über einen mehrstündigen Zustieg, oft an einer Hütte vorbei. Wer zwischenzeitlich Übernachten möchte, um am nächsten Tag frisch in den Steig zu starten, der sollte noch an die oben aufgeführten Artikel denken.
Nicht zu unterschätzen ist gerade im alpinen Bereich die Mitnahme eines Biwaksacks. Bei fehlerhafter Planung oder unerwarteten Wetterumschwüngen kann es durchaus sein, dass die schützende Hütte nicht mehr erreicht werden kann und somit ein ungeplante Übernachtung im Freien ansteht. Ein Biwaksack ist zwar in einem solchen Fall kein angenehmer, wärmender Schlafsack, schützt aber trotzdem vor der Nässe und Wind.
Bei schweren Klettersteigen
Wer keine Lust mehr auf die teils überlaufenen Einsteigerklettersteige hat und sich langsam an schwierigeren Touren versuchen möchte, sollte seine Ausrüstung - und sein Wissen im alpinen Bereich - weiter aufstocken.
Ich empfehle die Mitnahme eines Einfachseils, das ein schnelles Abseilen in Notsituationen (Sturz ins Klettersteigset, Wetterumschwung mit Gewitter) zulässt. Ebenso muss ein passendes Abseilgerät (Abseilacht, Tube) mitgenommen werden, dessen Einsatz man sicher beherrscht. Zusätzlich sollte noch eine Prusik zur Hintersicherung des Abseilgeräts verwendet werden. Ein Seil kann auch dazu verwendet werden, schwächere Kletterer in schwierigen Teilstücken des Klettersteigs zu sichern.
Um sich erfolgreich einen Standplatz bauen zu können, werden weitere Bandschlingen (60 cm und 120 cm) benötigt, sowie noch mehr Schraub- und HMS-Karabiner.
Wer auf schweren Sportklettersteigen unterwegs ist, sollte zusätzlich zu den bereits vorhandenen Bergstiefeln noch passende Kletterschuhe mitnehmen, um auch schwere Passagen meistern zu können.
Weiteres, falls noch Platz im Rucksack ist
Wie oben bereits erwähnt, sollte so wenig wie möglich, aber so viel wie nötig an Ausrüstung mitgenommen werden. Auf einige der obigen Artikel wird mancher aber trotz Gewicht doch nicht verzichten wollen.
Bewertung der Schwierigkeit von Klettersteigen
Für die Bewertung der Schwierigkeit von Klettersteigen gibt es keine allgemein anerkannte Skala, es haben sich aber zwei Einteilungen durchgesetzt:
- Die Skala von Eugen E. Hüsler mit Einstufungen von K1 (wenig schwierig) bis K6 (extrem schwierig)
- Die Einteilung mithilfe der Buchstaben A (wenig schwierig) bis E (extrem schwierig) von Kurt Schall.
Es ist wichtig zu beachten, dass eine solche Angabe allein meist nicht besonders viel darüber aussagt, welche Anforderungen an Kraft, Ausdauer, Bergerfahrung und Schwindelfreiheit für den Klettersteig erforderlich sind. Deshalb neben der Schwierigkeitsbewertung auch immer noch zusätzliche Infos einholen! Zur groben Orientierung:
- Einsteiger: K1 + K2 (nach Hüsler) / A + B (nach Schall)
- Fortgeschrittene: K3 + K4 (nach Hüsler) / C + D (nach Schall)
- Profis: K5 + K6 (nach Hüsler) / E + F (nach Schall)
Eine sehr gute und ausführliche Beschreibung der Schwierigkeitsstufen findet sich im Wikipedia-Artikel zum Thema Klettersteige.
Planung einer Klettersteigtour
Richtig ausgerüstet zu sein ist nur der erste Schritt für die erfolgreiche Begehung eines Klettersteigs. Wichtig ist auch die richtige Vorplanung.
Informationen sammeln
Bevor es losgeht muss geklärt werden, wo es überhaupt hingehen soll. Das Internet ist voll mit Vorschlägen und Tipps, Bücher bieten ebenfalls eine gute Möglichkeit den nächsten Traumklettersteig zu finden.
Selbsteinschätzung / Einschätzung der Teilnehmer
Wichtig ist bei all den großartigen Tourenbeschreibungen aber immer, die Realität nicht aus den Augen zu verlieren. Ja, ein zehnstündiger, technisch anspruchsvoller Klettersteig mit 1500 zu überbrückenden Höhenmetern und großartigem Ausblick mag sich super anhören, aber ist er auch mit den eigenen Konditions- und Kraftreserven machbar?
Es ist wichtig sich vorher darüber Gedanken zu machen wann das eigene Limit erreicht oder sogar überschritten wird. Außerdem sollte immer mit einer gewissen Reserve an Kraft und Kondition geplant werden. Oft dauert es dann doch mal länger oder ist anstrengender als ursprünglich gedacht.
Auch mit einzurechnen ist der eigene Kenntnisstand im alpinen Bereich. Ist klar wie in einer Notsituation reagiert werden muss? Und wie ging das mit dem Abseilen nochmal?
Neben einer ehrlichen Selbsteinschätzung sollte außerdem ein Auge auf die anderen Teilnehmer der Tour geworfen werden. Wie sieht es mit deren Kondition und Kraft aus? Sind alle in guter psychischer Verfassung, schwindelfrei und haben keine Probleme an ausgesetzten, steil abfallenden Stellen? Gibt es schwer einzuschätzende Klettersteigneulinge? Je größer die Gruppe, umso langsamer das Vorankommen.
Ich empfehle ganz klar, im Zweifelsfall lieber einen etwas leichteren Klettersteig zu wählen, statt sich unnötigerweise in Gefahr zu begeben. Klettersteige sollen Spaß machen und dürfen gerne auch herausfordern - überfordern ist aber schlecht! Also lieber einen niedrigeren Schwierigkeitsgrad ansetzen, denn Berge und Felswände verzeihen Fehler und Selbstüberschätzung nur selten!
Notwendige Ausrüstung
Die vielen Listen auf dieser Seite sollten so ziemlich alle Ausrüstungsgegenstände für eine Klettersteigbegehung beinhalten. Wichtig ist die Frage: Was davon soll nun wirklich mit?
Außerdem noch zu beachten: Welche der Ausrüstungsgegenstände habe ich bereits und was muss ich noch besorgen? Ist meine Ausrüstung in einem ordentlichen Zustand oder müssen bestimmte Gegenstände ersetzt werden, weil sie Gebrauchsspuren aufweisen? Ist meine Ausrüstung teilweise schon zu alt oder werden die empfohlenen 5-10 Nutzungsjahre noch unterschritten? Verstehe ich bei all meinen Ausrüstungsgegenständen, wie diese zu verwenden sind und kenne ihre Eigenheiten?
Zu- und Abstieg
Nachdem festgelegt wurde, wo es denn nun hingeht, ist noch zu klären, wie sie der Zu- und Abstieg zum Klettersteig auf die komplette Tourenplanung auswirkt.
Zu klärende Fragen: Wo befindet sich der Einstieg zum Klettersteig? Wo kann das Auto geparkt werden bzw. wo ist der nächste Anschlusspunkt zu öffentlichen Verkehrsmitteln? Wie lang ist der Zustieg, wie viele Höhenmeter müssen überwunden werden und mit welchem Gelände ist zu rechnen? Wo ist das Ende des Klettersteigs und welcher Weg führt zum ursprünglichen Ausgangspunkt zurück?
Wichtig ist bei der Beantwortung der obigen Fragen, die Antworten mit in die Gesamtplanung zu übernehmen und sich zu überlegen, wie sich das auf Kondition und Kraft auswirkt. So kann nämlich ein dreistündiger, steiler Zustieg in der sommerlichen Mittagshitze schon dazu führen, dass am Klettersteig angekommen nicht mehr viel geht…
Andrang
Handelt es sich um einen recht einfachen Klettersteig mit kurzem Zustieg und lohnender Aussicht? Dann ist oft mit sehr viel mehr Zeit bei der Begehung zu rechnen, weil mit einem großen Menschenandrang gerechnet werden muss.
Lage
Ebenfalls bei der Planung nicht zu vergessen ist die Lage des Klettersteigs am Berg. Eine mehrstündige Begehung auf der sonnigen, sehr heißen Südseite ist kraftraubend.
Wetter
Das Wetter ist die am schwierigsten zu planende Komponente. Wichtig ist vor allem die zeitnahe Vorinformation. Einige Tage im Voraus gibt es meist einen einigermaßen verlässlichen lokalen Wetterbericht, allerdings ist gerade in den Bergen eine genaue Voraussage schwierig.
Gute Informationen zur aktuellen Wetterlage bieten folgende Seiten:
- Bergwetter des Deutschen Alpenvereins (Für die gesamten Alpen)
- Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (Für Österreich)
Am wichtigsten ist letztendlich die Prüfung der Lage vor Ort. Außerdem sollte während der Tour immer wieder nachgesehen werden, ob nicht doch mit überraschenden Wetterumschwüngen zu rechnen ist.
Sollte es wider Erwarten zu einem Unwetter kommen, muss der Klettersteig so schnell wie möglich verlassen werden. Das lange Stahlseil verwandelt sich bei Gewitter zu einem riesigen Blitzableiter an dem dann besser niemand mehr hängen sollte. Außerdem sollte für den Fall der Fälle immer die passende Regenschutzbekleidung im Gepäck sein. Selbst leichter Regen führt zu einer Abkühlung und fühlt sich sehr schnell unangenehm kalt an, wenn nur ein T-Shirt getragen wird.
Bei besonders heißem Wetter gilt: Immer genügend Flüssigkeit mitnehmen!
Was gerne vergessen wird: Das Wetter der Tage zuvor mit einzurechnen. Hat es im Vorfeld lange geregnet, ist mit rutschigen, teils vielleicht sogar matschigen Passagen zu rechnen, die mehr Zeit kosten.
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